Logo-Verbraucherzentrale-60Ein Wirrwarr an Preisen und Bedingungen beim Versand entdeckte die Verbraucherzentrale NRW, als sie bei einer Stichprobe 50 umsatzstarke Onlineshops ins Visier nahm. Lediglich vier Shops lieferten stets kostenlos: ohne Wenn und Aber. Das „Thermometer mit Pferdekopf- Motiv“ lockte für 24,95 Euro im Onlineshop von Bader. Doch die Bestellung scheiterte am geforderten Mindestbestellwert von 40 Euro. Merkwürdig nur: Mitunter, das zeigten Kaufversuche der Verbraucherzentrale, gingen auch Warenkörbe mit lediglich 29,90 oder 36,75 Euro anstandslos bis zum Button „jetzt kaufen“ durch. Ein Erfolg, der beim Versender Klingel verwehrt blieb.

Der mahnte selbst bei einem Warenkorb von 39,90 Euro an, dass der Mindestbestellwert von 40 Euro „noch nicht erreicht“ sei. Das kann Kunden nerven, weil Klingel massenhaft niedrigpreisige Artikel im Sortiment hat. Keine Einzelfälle. Mit einem Mindestbestellwert hantierte jeder fünfte von 50 Shops, deren Versandbedingungen sich die Verbraucherzentrale NRW genauer anschaute. Das geforderte Limit je Order lag bei 14 (Zooplus), bei 24 (Esprit) bis hin zu 40 Euro (Klingel und Bader) – mal inklusive, mal ohne Portokosten. Grenzen setzten viele Händler auch bei der Übernahme von Versandkosten. Zwölf Anbieter wollten dafür wieder einen Mindestbestellwert sehen. Der reichte von 19 Euro (Zooplus) über 29 Euro (Amazon) bis zu 150 Euro (Pearl und Völkner).

Die Elektronikkette Conrad peilte gar 300 Euro für die Gratisversendung an. Es sei denn, Kunden zahlten mit der für sie risikoreichen Zahlart „Sofortüberweisung“. In diesem Fall sank das Limit beim Bestellwert auf 20 Euro. Ähnlich agierte Völkner. „Buch dabei = portofrei“ lockte Weltbild. Das stimmte nur teilweise. Denn für das Streichen der 3,99 Euro war zusätzlich ein Bestellwert von 10 Euro zu beachten. Mit dem Buch-Trick ließen sich auch bei Amazon drei Euro Versandkosten für Bestellungen unter 29 Euro einsparen. Der Branchenprimus kam dabei ohne Einschränkung aus und gewährte das Bonbon obendrein, wenn alternativ Hörbücher oder Kalender im Warenkorb lagen. Kurios agierte Mindfactory. Die Firma lud Nachteulen zum „Midnight“- Shopping. Nur wer zwischen „0 und 6 Uhr“ bestellte, ersparte sich so bis zu 10,99 Euro.

Insgesamt zeigte der Check der Verbraucherzentrale NRW, dass gerade mal vier der 50 Shops eine bedingungslos kostenfreie Zustellung gerierten: Bücher, Goertz, Jago24 und Zalando. Das Quartett verzichtete auf Mindestbestellwerte für einen Einkauf als auch für die Befreiung vom Porto. So verwirrend gestaltet wie die Limitierungen waren auch die Versandkosten selbst. Das Gros der Shops (37) rechnete via Pauschale ab. Die Spannweite reichte dabei von 0,95 (Esprit) bis 10,99 Euro (Mindfactory). Meist lagen sie um die fünf Euro. Der Rest bevorzugte die Staffelung der Kosten nach Gewicht oder Warenwert.

Dabei kassierte der eine Shop fürs 10-kg-Paket 5,60 Euro, der andere 9,95 Euro. Abstrus war die logistische Verbindung mit dem Warenwert. Während etwa bei Notebooksbilliger die Verschickungskosten mit dem Preis anstiegen, fielen sie bei Druckerzubehör. Mindfactory wiederum koppelte Versandpreise an den Paketdienst. Bis zu drei Euro mehr waren zu berappen: je nachdem, ob Hermes oder DHL lieferten. Bei Pearl war die gewählte Zahlart (Bankeinzug, PayPal) ein Kriterium für unterschiedliche Zustellkosten. Interessant: Sechs Unternehmen waren mit Versandkosten-Flatrates am Start. Bei Jako-o sollten Kunden für „einmalig 9,95 € Porto“ beliebig oft innerhalb eines Jahres bestellen können. Haken nur: Für jede Order musste ein Mindestbestellwert von 20 Euro eingehalten werden. Ähnlich Völkner.

Die Jahres-Flatrate für 19,95 Euro konnte nur beanspruchen, wer Artikel für mindestens 9,95 Euro in den Warenkorb packte. Merkwürdigkeiten tauchten bei der Zustellung sperriger und schwerer Ware auf. So sollte mitunter der Preis individuell am Telefon ausgehandelt werden. Wurde er angegeben, belief er sich meist auf rund 30 Euro. Doch Obacht: Eingeschlossen war darin oft nur die Lieferung „bis zur Bordsteinkante“. Wer die punktgenaue Übergabe in Keller oder Küche wünschte, musste bei einigen Händlern ein Zwei-Mann-Team zusätzlich buchen. Da waren schnell weitere 50 Euro fällig. Spendabel dagegen zeigte sich das Gros der Händler in der Stichprobe bei einem Widerruf.

41 von 50 übernahmen die kompletten Kosten für Retouren. Ausgefüllte Aufkleber dafür lagen oft den Paketen bei. Fünf Shops, darunter Amazon (Ausnahmen: Bekleidung, Schuhe, Handtaschen) zeigten sich erst ab einem Warenwert von 40 Euro so großzügig. Klare Kante gegen die Übernahme von Rücksendekosten zeigten lediglich vier Shops: Druckerzubehör, Klingel, Mindfactory und Pearl. Hier mussten stets die Kunden latzen. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit beim Einzelhandel vor Ort einzukaufen und zu bestellen. Da spart man sich das Kopfzerbrechen über Versandkosten gänzlich. Wenn Waren bestellt werden müssen übernimmt der Einzelhandel die Bestellung.

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Tipp: Wer negative Erfahrungen mit der Auslieferung eines Pakets gemacht hat, kann den Ärger auch bei der Verbraucherzentrale abladen. Sie sammelt gezielt Beschwerden über Paketdienste und fordert Unternehmen zur Stellungnahme auf. Adresse: www.paket-ärger.de.

Pressemeldung Verbraucherzentrale NRW

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