Das Fotoatelier Kuper, wie es heute im LWL-Freilichtmuseum Detmold gezeigt wird. Foto: LWL/HGB

Das Fotoatelier Kuper, wie es heute im LWL-Freilichtmuseum Detmold gezeigt wird. Foto: LWL/HGB

Seit der Wiedereröffnung 2010 an seinem neuen Standort hat es sich zu einem besonderen Höhepunkt und Besuchermagneten des LWL-Freilichtmuseums Detmold entwickelt: Das 1891 errichtete Tageslichtatelier von Joseph Kuper aus Rietberg. Mit der Translozierung des Gebäudes hat das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) eine Sammlung von rund 2.200 Glasplattennegativen übernommen, aus deren Bestand das LWL-Freilichtmuseum schon mehrere Fotoausstellungen gezeigt hat. „Die Museumswissenschaftler waren immer wieder neugierig, wer auf den verschiedenen Negativen abgebildet wurde. Deswegen haben wir in Rietberg recherchiert und dabei viele Fotoinhalte aufgeklärt. Genauso wichtig war es uns aber , mehr über die westfälischen Fotografen und ihren Arbeitsalltag zu erfahren“, erklärt Museumsleiter Prof. Dr. Jan Carstensen.

Die so entstandenen und weitere Forschungsergebnisse sollen am Samstag (30.5.) auf einer Tagung im LWL-Freilichtmuseum vorgestellt und diskutiert werden, die der LWL in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Photographie e.V. (DGPh) veranstaltet. Das Tagungsprogramm schlägt den Bogen von den Anfängen der Fotografie in Westfalen bis in die jüngere Zeitgeschichte. Ein Vortrag ist dem Fotopionier Friedrich Hundt gewidmet, der 1840 in Münster das erste Atelier Westfalens eröffnet hat. Ein weiterer Vortrag geht näher auf die Geschichte des Fotoateliers Kuper und Nachfolger in Rietberg sowie auf dessen museale Nutzung in der Gegenwart ein. Zwei Beiträge erläutern die Hintergründe der aktuellen Sonderausstellung im LWL-Freilichtmuseum mit dem Titel „Geraubte Jahre. Alltag der Zwangsarbeit in Westfalen“.

Denn auch die aktuelle Detmolder Sonderausstellung wurde durch einen Fotofund im Bestand des Rietberger Ateliers angestoßen, bei dessen Bearbeitung der Fotokünstler Berthold Socha wichtige Beobachtungen machte und damit das Museumsteam inspirierte: Zwei Serien von Glasplattennegativen zeigen französische Kriegsgefangene und weibliche Zwangsarbeiterinnen, die während des Zweiten Weltkriegs in Rietberg arbeiten mussten.

Ausstellungskurator Hauke-Hendrik Kutscher erklärt: „Die Fotografien wurden von den porträtierten Personen selbst in Auftrag gegeben. Sie zeigen daher nicht den entwürdigenden Arbeitsalltag oder die Perspektive der Diktatur, sondern entwerfen ein Bild, wie diese Menschen selbst gesehen werden wollten. Damit besteht eine Chance, auch deren persönliche Würde zu zeigen.“

Die Tagung „Westfälische Pioniere der Photographie“ findet am 30. Mai von 10 bis 16 Uhr im LWL-Freilichtmuseum Detmold statt. Teilnehmern entstehen nur die Kosten für den Museumseintritt, eine Tagungsgebühr wird nicht erhoben.
Anmeldungen über: www.dgph.de/sektionen/kunst_markt_recht

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