Der Meierhof mit Ackerbaubetrieb, Kuhstall, Hofmolkerei, Kartoffelsortierung und Sägewerk stellt sich für die Zukunft neu auf. Ein Teil des Meierhofs wird künftig verpachtet. Im heutigen Pressegespräch stellten der Vorstand und leitende Mitarbeiter von eeWerk die Neuausrichtung im Einzelnen vor. Pastor Dr. Bartolt Haase, Vorstandssprecher, erläuterte, warum ein Umsteuern zum jetzigen Zeitpunkt notwendig ist. „Unser Hauptauftrag ist, Menschen mit Behinderungen in Arbeit zu bringen. Aus verschiedenen Gründen sind die jetzigen Anpassungen nötig, damit wir diesen Auftrag im landwirtschaftlichen Bereich auch zukünftig noch erfüllen können.“

 

Einer der Gründe ist die demographische Entwicklung. War der landwirtschaftliche Betrieb 1996 noch mit fast 40 Beschäftigten mit Behinderungen in die Werkstatt für behinderte Menschen, heute eeWerk, eingegliedert worden, so ist die Situation heute eine Demographie bedingt geschrumpfte Belegschaft von lediglich 25 Beschäftigten. Diese Zahl wird sich altersbedingt in den kommenden vier Jahren um weitere 6 Personen reduzieren. Trotz zahlreicher Aufnahmen von jüngeren Menschen mit Behinderungen in den letzten Jahren ist die Nachfrage nach Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft nicht mehr so hoch wie früher. Vor allem die anspruchsvolleren Tätigkeiten können von vielen der heute bei  eeWerk beschäftigten schwerst- und mehrfachbehinderten Menschen nicht mehr ausgeführt werden.

 

Auch schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen sprechen für die Neuausrichtung. Die allgemeine Entwicklung in der Landwirtschaft, auch bei den Bio-Betrieben, verlangt eine Spezialisierung mit hohem Technisierungsgrad und entsprechende Größenordnungen. Dem kann der Meierhof in der bisherigen Struktur nicht begegnen. Das führt zu wirtschaftlichen Ergebnissen, die das Betriebsergebnis von eeWerk und damit die Entlohnung der behinderten Kolleginnen und Kollegen unter Druck setzen. Deshalb ist eine rechtzeitige Umsteuerung geboten.

 

Aufsichtsrat und Vorstand der Stiftung sowie die Leitungen von eeWerk und Landwirtschaft haben über den Zeitraum eines Jahres verschiedene Lösungswege diskutiert. Dabei stand im Vordergrund, dass Eben-Ezer weiterhin Arbeitsplätze in der Landwirtschaft für behinderte Menschen anbieten kann und gleichzeitig die wirtschaftliche Belastung deutlich reduziert wird.

 

Bartolt Haase und Udo, Zippel, Kaufmännischer Vorstand, bezeichneten die geplanten Veränderungen als Kompromiss, der in diesem Beratungsprozess gefunden und vom Aufsichtsrat der Stiftung Ende November bestätigt wurde.

 

Udo Zippel stellte die einzelnen Veränderungsschritte vor.

Zur Mitte des Jahres 2018 wird der Ackerbaubetrieb des Meierhofes an den langjährigen Betriebsleiter Martin Nagel verpachtet. Es ist vorgesehen, im Ackerbaubetrieb weiterhin Menschen mit Behinderungen über ausgelagerte Arbeitsplätzen seitens eeWerk zu beschäftigen. Martin Nagel wird künftig 100 ha Ackerland in Eigenregie bewirtschaften und stellte in Aussicht, auch neue Produkte, wie beispielsweise Bio-Gemüse, anzubauen. „Nach 20 Jahren kann es nicht schaden, eine neue berufliche Herausforderung anzunehmen“, äußerte sich der gelernte Landwirt und Heilerziehungspfleger, der auf dem Meierhof groß geworden ist, zuversichtlich über seine künftige Selbstständigkeit.

 

Die Milcherzeugung, sprich der Kuhstall und das Futtergrünland, sollen an einen weiteren Pächter gehen. Ein Pächter wird derzeit gesucht. Allerdings, so betonte Zippel, sei der Betrieb der Molkerei nicht von den derzeit 70 Kühen auf dem Meierhof abhängig, da andere Bio-Höfe in Lippe Milch nach Eben-Ezer liefern und diese Lieferungen auch aufstocken könnten.

 

Für die Hofmolkerei ist derzeit die Überführung in ein Inklusionsunternehmen geplant, und zwar in Verbindung mit einem Großhandelsbetrieb für ausgewählte regionale Produkte von Lippe Qualität. Hierzu erweitert Eben-Ezer in vorhandenen Räumlichkeiten die Kühlkapazitäten. So wird es möglich, auch Erzeugnisse anderer regionaler Anbieter von Lippe Qualität dem Einzelhandel anzubieten.

 

Die Förderanträge für das Inklusionsunternehmen sind gestellt, teilweise auch schon positiv beschieden. Weitere Bescheide werden im ersten Quartal 2018 erwartet. Die derzeitigen Arbeitsplätze in der Molkerei werden dann auch hier als ausgelagerte Arbeitsplätze von eeWerk weitergeführt.

 

Markus Toepffer, Leiter von eeWerk und Albrecht Flake, Leiter des Grünen Bereichs von ee Werk betonten, dass Eben-Ezer mit der gGmbh dringend benötigte sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze für Menschen mit Einschränkungen schaffe, die auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt z.Zt. arbeitssuchend sind. Eben-Ezer eröffne mit dem geplanten Inklusionsbetrieb ein zweites gleichwertiges Angebot neben der Liemer Lilie. „Das ist umso wichtiger, als die Arbeitslosenquote von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit Behinderung rund doppelt so hoch ist wie die von nicht behinderten Arbeitssuchenden“, sagte Flake.

 

Außerdem wird eeWerk weiterhin eine eigene Arbeitsgruppe auf dem Meierhof führen. Diese wird die Kartoffelsortierung und das Sägewerk betreiben. Sie wird von einer langjährig beschäftigten Fachkraft zur Arbeits- und Berufsförderung des Meierhofs begleitet.

 

Als erfreulich bezeichneten die Stiftungsvertreter, dass die verschiedenen Sparten weiterhin als landwirtschaftliches Arbeiten auf einem Bauernhof möglich bleiben. Dennoch sei eine Weiterbeschäftigung auf dem Hof nicht für alle derzeit Beschäftigen möglich. eeWerk wird deshalb weitere Arbeitsplätze im Grünen Bereich aufbauen, konkret im Garten- und Landschaftsbau. Hier wird die Zahl der Arbeitsplätze von 24 auf 36 erhöht.

 

Markus Toepffer erläuterte den Kommunikationsprozess, dem bei solchen Veränderungen eine große Bedeutung zukomme. Die Entscheidungen sind intern bei einer Informationsveranstaltung auf dem Meierhof und durch gezielte Information mit allen Beteiligten sowie den Angehörigen und gesetzlichen Betreuern kommuniziert worden.

 

„Wir wissen, dass diese Entwicklung für manche Kolleginnen und Kollegen sowie Klientinnen und Klienten Einschnitte bedeuten, die für den Einzelnen belastend sein können. Wir legen Wert auf das individuelle Gespräch, damit für jeden und jede eine individuelle berufliche Zukunft besprochen und geplant wird,“ sagte Vorstandssprecher Pastor Dr. Bartolt Haase. Haase und sein Vorstandskollege Udo Zippel haben in einem Brief alle Eben-Ezer-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die anstehenden Veränderungen informiert und sich für Rückfragen persönlich zur Verfügung gestellt. „Mit einer offenen Kommunikation möchten wir die Grundlage legen, dass der Meierhof in seiner zukünftigen Struktur erfolgreich sein kann. Landwirtschaft gehört seit 1912 zu Eben-Ezer. Der Meierhof auf der Luherheide existiert seit über 60 Jahren und wird seit 1999 als Bio-Betrieb geführt. Er ist fester Bestandteil der Stiftung Eben-Ezer. Wir hoffen, dass auch in Zukunft eine enge Verbundenheit zu allen Beteiligten bestehen bleibt“, so der Eben-Ezer Vorstand.

Pressemeldung Stiftung Eben-Ezer

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