Gottesdienst mit viel Musik im alten Gewand. Mit Albert Henz, Matthias Altevogt, Tobias Treseler und Volker Jänig sowie Musikern der MarienKantorei Lemgo. (von links)

An Ostersonntag hat die Kirchengemeinde St. Marien in Lemgo aus Anlass des Reformationsjubiläums in der Reihe „Profile“ einen Ostergottesdienst gefeiert, wie er vor 500 Jahren in Wittenberg hätte stattfinden können. Der Abendmahlsgottesdienst wurde nach einer Vorlage der Lippischen Kirchenordnung von 1573 gestaltet. Die Predigt hielt Albert Henz, Theologischer Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen.

Nach dem Orgelvorspiel eröffnete der alte österliche Hymnus „Resurrexi“ (Ich bin auferstanden) den besonderen Gottesdienst, der aufgrund der alten Ordnung immer wieder mit ungewohnten Elementen überraschte, wie zum Beispiel dem gesungenen Bibeltext.

Durch die Liturgie führte Pfarrer Matthias Altevogt, gekleidet in einem vom katholischen Kollegen geliehenen Festtagsgewand.

Den Rahmen des fast zweistündigen Gottesdienstes bildete die „Misa pange lingua“, eine Messe von Josquin Despréz (1450-1521), den Luther sehr schätzte. Die Solisten Uta Singer (Sopran), Florian Feth (Tenor), Hans-Hermann Jansen (Tenor), Georg Thauern (Bass) und historische Instrumente wie Zink (Arno Paduch), Gamben (Laura Frey und Claas Harders) sowie Naturtrompete (Till Krause) verliehen der Interpretation der MarienKantorei unter Leitung von Kantor Volker Jänig viel Glanz. Jänig sorgte mit der Schwalbennestorgel für klangschöne Akzente. Das Lutherlied „Erhalt uns Herr bey deinem Wort“ von 1541 und eine Orgelnachspiel ließen den Gottesdienst ausklingen.

„Ostern bewegt zu neuen Aufbrüchen“ sagte Albert Henz in seiner Predigt. Die Botschaft von Ostern habe die Kraft, Neues anzustoßen und Menschen zu bewegen. Die Frauen am Grab seien die ersten Botschafterinnen der neuen Lebendigkeit gewesen. „Was für ein Priesteramt durch das weibliche Geschlecht, was für eine Revolution!“ Die Reformation habe Bewegung in die alte Kirche gebracht. „Sie emanzipierte die Gläubigen und erneuerte die Glaubensgemeinschaft.“  Zwar sei die Kirche manchmal müde: „Wir tun uns heute schwer mit Neuem. Wir haben uns eingerichtet.“ Doch viele österliche Aufbrüche zeigten, dass sich das ändern könne. Als Beispiele nannte der Theologe das Luther-Oratorium von Dieter Falk mit tausenden Mitwirkenden, wachsende Kirchengemeinschaften in Brasilien oder neue Formen kirchlichen Lebens in Deutschland. Kirchenrat Tobias Treseler lud im Grußwort der Lippischen Landeskirche die Besucher zu weiteren Veranstaltungen der Reihe „Profile“ ein. Diese verknüpft im Reformationsjahr in zwölf Gottesdiensten in Lippe profilierte Kirchenmusik mit profilierten Gastpredigern und beschäftigt sich auf unterschiedliche Weise mit dem lippischen Reformationsthema „gemeinsam frei“. Der nächste Gottesdienst der Reihe findet am 21. Mai in der Ev.-ref. Kirche Barntrup statt.

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