Horst Wackerbarth

Ich fotografiere am liebsten bei schlechtem Wetter“, verrät der international bekannte Künstler Horst Wackerbarth. Am vergangenen Montag hat der in Düsseldorf lebende Fotograf im Weserrenaissance-Museum Schloss Brake einen Zwischenstopp eingelegt und aus dem Nähkästchen geplaudert. Noch bis zum 11. Juni kann man in Lemgo seine Werke im Rahmen der Ausstellung „heimat.nrw“ bestaunen. Entstanden ist sie im Auftrag der NRW-Stiftung.

Immer wiederkehrendes Motiv seiner Bilder ist das rote Sofa. „Ich habe zwischendurch auch mal ein grünes und ein blaues ausprobiert. Das hat aber nicht funktioniert“, verrät Wackerbarth. Rot habe einfach die größte Strahlkraft, leuchte auch noch in der Dämmerung und sei zudem kontrastreicher zur Natur. Rot steht für Sex und Liebe, im asiatischen Raum für Glück und in Russland für Reichtum.

Bei all seinen Arbeiten sei es ungemein wichtig, dass es sich immer um ein und dasselbe Sofa handele. Bei Bedarf wird es immer wieder gereinigt, restauriert und neu bezogen. Auf dem weitgereisten Möbelstück haben schon der Papst und auch Michail Gorbatschow Platz genommen. „Die Couch ist wie eine Art Bühne, die alle Menschen – ob reich, ob arm – auf Augenhöhe bringt“, betont Wackerbarth. Ihm sei es generell wichtig, in seinen Bildern festzuhalten, wie sich die Gesellschaft verändert. Selbstgestecktes Ziel ist es, dass die Fotos in die Tiefe gehen und auch dem zweiten und dritten Blick standhalten.

Bestes Beispiel hierfür ist ein Foto vom Haus Rüschhaus in Münster-Nienberge, in dem Annette von Droste-Hülshoff den Großteil ihres Lebens verbrachte. Anstelle eines idyllischen Postkarten-Motivs sucht und findet Wackerbarth die seit zwei Jahren arbeits- und wohnungslose Katharina „Hanna“ Runde. Für Host Wackerbarth setzt sie sich kurzerhand auf das rote Sofa – im Hintergrund das Haus Rüschhaus. Die westfälische Dichterin hätte sich sicherlich über das Motiv gefreut, schließlich hat auch sie sich Zeit ihres Lebens für Arme eingesetzt.

Dank seiner Arbeit kommt Wackerbarth mit völlig unterschiedlichen Menschen in Kontakt, macht Videointerviews mit und Fotos von ihnen, lernt sie und ihre Geschichten kennen. „Und was musste ich feststellen? Die ganze Welt vereinigt sich in NRW“, schlussfolgert Wackerbarth. Alle Ethnien, alle Schichten, alle Religionen. „Eigentlich konnte ich mit dem Begriff „Heimat“ bislang gar nicht viel anfangen. Aber dank der Zusammenarbeit mit der NRW-Stiftung habe ich mich mit dem Thema und meiner eigenen Heimat intensiv beschäftigt und sehe sie jetzt mit ganz anderen Augen“, schwärmt Wackerbarth.

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