Transportmittel der Revolution LWD ein Motorrad aus Lippe. Foto Lippisches Landesmuseum Detmold.

Anlässlich des 100jährigen Jubiläums der Entstehung der ersten deutschen Demokratie zeigt das Lippische Landesmuseum Detmold in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Detmold eine Sonderausstellung zur Revolution von 1918/19. Die Bedeutung dieses Ereignisses für Deutschland und Lippe wird der Öffentlichkeit anschaulich nahegebracht. Die Ereignisse werden nicht nur in ihrem historischen Zusammenhang, sondern auch in ihrer Bedeutung für die Gegenwart begreifbar gemacht – die Revolution vor hundert Jahren war der Aufbruch in die Demokratie.

Lippe war um 1900 ein typischer Kleinstaat des deutschen Kaiserreiches. In Detmold, der Hauptstadt des kleinen Fürstentums, gab es viele Einrichtungen, die in Städten vergleichbarer Größe nicht zu finden waren. Das Stadtbild war geprägt vom Schloss, dem Sitz des Fürsten, dem Landestheater, dem Landtag und der Fürstlichen Bibliothek. Eng verknüpft mit dem höfischen Leben war auch der Alltag der Menschen.

Viele Detmolder arbeiteten am Hof, Geschäftsleute und Handwerker aus ganz Lippe strebten nach dem Status eines Hoflieferanten. Verwaltungsbeamte, Lehrer und Künstler beeinflussten nachhaltig den Alltag in der Residenzstadt. Wie das gesamte Kaiserreich befand sich das Fürstentum Lippe im Übergang, von einem landwirtschaftlich geprägten Land, zum Industriestaat. Einem selbstbewussten Bürgertum stand eine wachsende Arbeiterschaft gegenüber.

Die Ausstellung nutzt dieses Fallbeispiel, um den für die deutsche Geschichte bedeutenden Moment des Übergangs von der Monarchie zur demokratischen Republik zu beleuchten. Die Vorgänge im Fürstentum Lippe stehen beispielhaft für die Geschichte der Vielzahl der kleinen deutschen Staaten. Bewusst lenkt die Ausstellung den Blick auf die revolutionären Ereignisse in der Provinz und zeigt auf, dass keineswegs allein die Vorgänge in Berlin und München die Novemberrevolution ausmachten.

Die große Mehrzahl der Zeitgenossen erlebte diesen Umbruch nicht in einer der beiden Metropolen, sondern in der Provinz. Damit nimmt die Ausstellung die Lebenswelt einer Vielzahl deutscher Zeitgenossen in den Blick, während sich die Berichterstattung sonst zum größten Teil auf den Ablauf in den Metropolen fokussiert. Die Schau im Landesmuseum bietet ein Panorama der Zeit um 1900, das die Lebenswelt des ausgehenden Kaiserreiches in einem deutschen Kleinstaat vor Augen führt. Sowohl die Stimmung am Vorabend des Ersten Weltkrieges, als auch die Folgen des Kriegsverlaufes sowie sein Ausgang werden thematisiert, um die Lage, aus der die Revolution erwuchs, veranschaulichen zu können.

Die Ausstellung verschafft über Zeitzeugen, die den Umsturz 1918/19 erlebten und ihre Eindrücke festhielten, spannende Einblicke in diese aufgewühlte Zeit. Diese Protagonisten von überregionaler Bedeutung gewähren mit ihren Aufzeichnungen und Kunstwerken Einblicke in die Zentren der Revolution und lassen an ihren Wahrnehmungen teilhaben. Über ihren Blickwinkel wird die Revolution in einem Kleinstaat mit dem Umsturz in den Metropolen verknüpft. So kann der Besucher das Bild, das er von den Ereignissen in den Metropolen im Kopf hatte, mit demjenigen verbinden, das die Ausstellung über die Revolution in einem deutschen Kleinstaat zeichnet.

Dass der November 1918 das allgemeine und gleiche Wahlrecht brachte, ist eine Errungenschaft, deren Wert heute vielfach nicht ausreichend geschätzt wird, da sie zu unserer Normalität gehört. Es ist ein Anliegen der Ausstellung, für die langfristigen Erfolge der Revolution zu sensibilisieren und demokratisches Bewusstsein zu stärken. Die Notwendigkeit dieses Engagements wird durch zahlreiche aktuelle Beispiele in der Welt, aber auch der europäischen Nachbarschaft deutlich.

Darüber hinaus ist der Gegenwartsbezug der Sonderausstellung von explizit überregionaler Bedeutung. Sie macht auf den Stellenwert der Revolution für die Entwicklung der deutschen Demokratie aufmerksam. Demokratie wurde gefordert, bekämpft, war umstritten – ohne eine Vielzahl engagierter Demokraten konnte sie nicht aufblühen, das Land formen, in dem wir leben, und kann sich auch in Zukunft nicht weiter entwickeln.

Revolution! Lippe 1918 – Aufbruch in die Demokratie. Eine Ausstellung unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Vom 3. November 2018 bis 28. April 2019 im Lippisches Landesmuseum Detmold, Ameide 4, 32756 Detmold. Öffnungszeiten: Di.–Fr. von 10.00 Uhr – 18.00 Uhr, Sa. + So. und Feiertag von 11.00 Uhr – 18.00 Uhr. Weitere Infos: www.lippisches-landesmuseum.de.

«« vorheriger Beitrag: Dr. Bärbel Sunderbrink: Revolution! 100 Jahre Frauenrechte in Lippe. | nächster Beitrag: Politische Gespräche im Grünen Büro. »»