Ärztekammer-Westfalen-LippeGegen die Einführung einer Bürgerversicherung und für den Erhalt des dualen Systems von Privater und Gesetzlicher Krankenversicherung hat sich erneut der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Dr. Theodor Windhorst, ausgesprochen. Windhorst, als Vorstandsmitglied der Bundesärztekammer zuständig für die Verhandlungen zur Gebührenordnung für Ärzte: „Es ist ein landläufig verbreiteter Irrtum, eine scheinbare Zwei-Klassen-Medizin werde durch eine Einheitsversicherung verhindert. Vielmehr hat sich das Nebeneinander von Gesetzlicher und Privater Krankenversicherung bewährt und ist auch ein Garant für medizinischen Fortschritt und Innovationen in der Patientenversorgung.“
Nicht eine Bürgerversicherung sorge für Solidarität in der Medizin, wie es die Bundestagsfraktion DIE LINKE Anfang des Monats im Deutschen Bundestag in einem Antrag „Private Krankenversicherung als Vollversicherung abschaffen“ behauptet. Windhorst zeigt sich erstaunt über diese Art der rückwärtsgewandten Politik. „Diese Diskussion flackerte schon Ende des vergangenen Jahrtausends auf, ist aber inzwischen längst erloschen. Das ist Schnee von gestern.“ Erfreut ist Windhorst hingegen über die klare Absage der CDU an eine Bürgerversicherung. Deren Berichterstatter zur PKV im Gesundheitssausschuss des Deutschen Bundestages sieht bei einer Abkehr vom bestehenden dualen Versicherungssystem eine Verschlechterung der Versorgung insgesamt.
Gerade die Private Krankenversicherung (PKV), so Windhorst, leiste schon jetzt einen wichtigen Beitrag zur Solidarität aller Bürger bei der Finanzierung des deutschen Gesundheitswesens. Denn die Leistungen der PKV seien notwendig, um die bewährten Strukturen von ambulanter und stationärer Patientenversorgung zu erhalten. Wichtige Investitionen seien dort allein aus Mitteln der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) längst nicht mehr zu finanzieren.
Windhorst: „Nur in einem nicht-budgetierten Sektor im Gesundheitssystem, wie ihn der Bereich der PKV darstellt, kann sich der technische Fortschritt in der Medizin so entwickeln, dass dann die gesamte Versorgung der Patienten davon profitiert. Die PKV
alimentiert die GKV. Durch eine Einheitsversicherung droht ansonsten ein erheblicher Verlust von Versorgungsqualität und es kommt zu Budgetgrenzen überall und für jeden.“ Eine einheitliche Bürgerversicherung sei nur auf den ersten Blick gerecht. „Sie ist nicht mehr als eine Bargeld-Versicherung und kann zu Auswüchsen führen, die nur schwer zu kontrollieren sind“, so der Kammerpräsident. Das Ergebnis werde eine „Gefälligkeits- und Bakschischversorgung“ sein und sei dann die wahre Zwei-Klassen-Medizin. Medizinische Standards würden eingefroren. Wer besondere medizinische Leistungen benötige, die über das Notwendige hinausgehen, werde sich diese einfach einkaufen, warnt Windhorst. „Das kann nicht Ziel eines solidarischen Gesundheitssystems sein.“

Pressemeldung Ärztekammer Westfalen Lippe

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