Aus der Planung in die Umsetzung: Katrin Wiens mit zwei Auszubildenden der Firma Banzhaf, die den von der Studentin geplanten Spielplatz in die Tat umsetzen.

Um sich frühzeitig die Fachkräfte von morgen zu sichern, kooperiert die Stadt Essen mit der Hochschule Ostwestfalen-Lippe. Zwei Studentinnen der Landschaftsarchitektur arbeiten parallel zum Studium beim Grünflächenamt der Stadt. Sie binden sich darüber hinaus fünf Jahre lang an ihre Arbeitgeberin – und erhalten im Gegenzug viel Praxiserfahrung sowie ein Gehalt während des Studiums.

 

Katrin Wiens pendelt regelmäßig zwischen Höxter, wo sie an der Hochschule OWL studiert, und Essen, wo sie beim Grünflächenamt „Grün und Gruga“ arbeitet. Dass beides perfekt zusammenpasst, liegt an einer besonderen Kooperation zwischen der Hochschule OWL und der Stadt Essen, von der derzeit zwei Studentinnen profitieren: Sie haben einen Arbeitsvertrag bei der Stadt und werden für die Zeit ihres Studiums regelmäßig freigestellt, um Vorlesungen, Übungen und weitere Veranstaltungen an der Hochschule zu absolvieren. An vorlesungsfreien Tagen – vor allem während der Semesterferien – bringen sie ihr erworbenes Wissen direkt in die Praxis ein. Dafür bekommen sie ganzjährig das Gehalt eines Auszubildenden – und verpflichten sich im Gegenzug, nach Abschluss ihres Studiums fünf Jahre bei der Stadt Essen zu arbeiten.

 

Theorie und Praxis

 

Die perfekte Kombination für Katrin Wiens: Sie stammt aus Essen und ist vor dreieinhalb Jahren für das Studium nach Höxter gezogen. Nach dem ersten Studienjahr erfuhr sie von der damals neuen Kooperation ihrer Heimatstadt mit ihrer Hochschule und bewarb sich kurzerhand. Obwohl vorrangig Studienanfänger gesucht waren, konnte sie überzeugen und erhielt den Arbeitsvertrag. „An der Hochschule lernen wir viel Theorie, bei der Arbeit kann ich das dann direkt praktisch anwenden“, sagt Wiens und hat auch gleich ein Beispiel parat: An der Hochschule setzte sie sich im Rahmen eines Studienmoduls mit der Vergabe von Bauaufträgen und den dazugehörigen Vertragsmodalitäten auseinander. „Das konnte ich dann bei der Stadt Essen gleich anwenden bei der Errichtung eines Spielplatzes. Der wird gerade umgesetzt und ich war auch für die Ausschreibung und die Bauverträge zuständig“, erzählt Wiens, die beim Grünflächenamt alle Abteilungen durchlaufen konnte und so auch ihre eigenen Schwerpunkte gefunden hat: „Am meisten Spaß machen mir Sachen, die in kurzer Zeit umgesetzt werden können. Und ich finde es super, viel draußen zu sein und zum Beispiel die Bauleitung zu übernehmen.“

 

Architektur und Natur

 

Auf die Hochschule OWL war Katrin Wiens aufmerksam geworden, weil sie Architektur-Studiengänge suchte – dann sah sie, dass es hier auch Landschaftsarchitektur im Angebot gibt und fand: „Das hört sich super an.“ Sie folgte ihrem Gefühl und kann heute sagen: „Es war die richtige Entscheidung.“ Dabei war der Start nicht ganz einfach: „Am Anfang des Studiums konnte ich eine Eiche nicht von einer Buche unterscheiden“, erinnert sich Wiens. Unter ihren Mitstudierenden waren im Vergleich dazu einige ausgebildete Gärtner – doch sie fand den Anschluss und ist heute auch in Botanik sattelfest. Einen Anteil daran hat der Botanische Garten auf dem Höxteraner Hochschulcampus: „Vor allem in den ersten Semestern waren wir oft mit Lehrveranstaltungen im Botanischen Garten und haben dort sehr viel und anschaulich über die Pflanzen gelernt.“ Dass der Studiengang Landschaftsarchitektur an der Hochschule OWL „fast Einzelbetreuung statt Massenabfertigung“ bietet, hat einen weiteren Beitrag geliefert.

 

Zuverlässigkeit und Sicherheit

 

Der Fachbereich Landschaftsarchitektur und Umweltplanung der Hochschule OWL kann sich weitere Kooperationen mit Kommunen gut vorstellen: „Wir bilden für den Bedarf des Arbeitsmarktes aus. Durch die frühzeitige Einbindung der Studierenden in die Arbeitswelt bekommt das Studium eine größere Verbindlichkeit. Bei diesen Studierenden beobachten wir eine höhere Ernsthaftigkeit und eine große Konstanz“, sagt Professor Stefan Bochnig, Dekan des Fachbereiches Landschaftsarchitektur und Umweltplanung.

 

„Es ist nichts für Leute, die sich Zeit lassen wollen“, so Wiens. Erwartet wird ein Abschluss in Regelstudienzeit. „Man sollte zuverlässig sein und darf keine Klausuren und Abgaben verhauen“, sagt die Studentin, die all das nun fast geschafft hat: Für sie steht als nächstes die Bachelorarbeit an, für die sie einen Radschnellweg durch Essen plant. Sich für weitere fünf Jahre an ihre Arbeitgeberin zu binden, ist für sie ein gutes Gefühl: „So habe ich nach dem Studium gleich einen Job sicher. Und wenn ich später nochmal wechseln möchte, habe ich dafür bis zur Rente ja immer noch genügend Zeit“, sagt die Studentin mit einem Augenzwinkern.

Pressemeldung Hochschule OWL Foto: Grün und Gruga/Christine Epping  Text: Katharina Thehos

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