Im Museum des Hexenbürgermeisterhauses in Lemgo ist bis zum 15. August eine äußerst seltene und über 100 Jahre alte Geisenheimer Herddörre zu sehen. Zu Urgroßmutters Zeiten, ab etwa 1890, war sie vielfach im Einsatz. Die Herddörre wurde auf dem normalen Kohleherd, auch Küchenhexe genannt, aufgesetzt und man nutzte die Abwärme um Obst, aber auch Gemüse zu dörren. Je nach Größe war sie aber 22 Mark erhältlich und damit auch für den bürgerlichen Haushalt erschwinglich. Es gab sogar Wanderdörren und für Mittelbetriebe Dörrapparate die etwa 1.000 Mark kosteten. Deren Leistungsfähigkeit lag in 24 Stunden bei rund 1.000 kg Obst. 
 
Im Dörrbüchlein von Rudolf Mertens aus dem Jahre 1891 heißt es zum Thema: „Über den großen Wert des getrockneten Obstes als Speise für die Tafel des Reichen und Wohlhabenden wie für den bürgerlichen Tisch besteht wohl kaum ein Zweifel. Das Dörrobst gehört unstreitig zu den wichtigsten Volksnahrungsmitteln und auch von ärztlicher Seite wird immer mehr auf die wohltuende Wirkung des getrockneten Obstes hingewiesen. In der alten Fachliteratur gib es zudem Empfehlung welche der jeweiligen Sorten sich zum Dörren gut eignen.“ 
Die jetzt ausgestellt Herddörre stammt aus dem Privatbesitz von Willi Hennebrüder vom BUND Lemgo. Sie ist sehr gut erhalten und wurde vom Verkäufer noch bis zum letzten Jahr genutzt. Anschließend wird sie im Obstmuseum Pomarium Anglicum (http://www.alte-obstsorten.de/obstmuseum-pomarium-anglicum.html) in Sörup-Winderatt in Schleswig-Holstein ausgestellt. Dort stehen im Obstgarten des Pomologen Meinolf Hammerschmidt über 600 alte Obstsorten. Willi Hennebrüder sammelt seit gut 20 Jahre alte Werkzeuge und Geräte aus dem Bereich Obstbau und stellt diese Sammlung nun dem Museum in Sörup zur Verfügung, damit möglichst viele Leute einmal sehen können, wie früher der Obstbau und die Nutzung des Obstes ausgesehen haben. Neben der Herddörre sind noch einige weitere Exponate aus Urgroßmutters Zeiten zu sehen, die bei der Obstverwertung genutzt wurden. 
 
Das Museum Hexenbürgermeisterhaus ist Dienstag bis Sonntags in der Zeit von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.  
Pressemeldung BUND Lemgo
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