LemgoDrei künstlerische Positionen gemeinsam im Eichenmüllerhaus
Am Sonntag, 08.02.2015 wird in der Städtischen Galerie Eichenmüllerhaus eine Gemeinschaftsausstellung von zwei Künstlerinnen und einem Künstler eröffnet, die jeweils ihre ganz eigenen, spannenden künstlerischen Positionen präsentieren. Dabei werden in den sechs Ausstellungsräumen im Erdgeschoss die Malereien von Sabine Odensaß direkt den Holzskulpturen von Benjamin Planitzer gegenübergestellt. Die Videoarbeiten und Zeichnungen von Esther Naused stehen räumlich abgegrenzt im Obergeschoss der Galerie etwas mehr für sich, sind aber als Teil der Gruppenausstellung zu verstehen.
Die Gemälde von Sabine Odensaß präsentieren sich aus gemessenem Abstand als in sich strukturierte Farbfelder, die meist auf einen farblichen Zweiklang oder aber einen dominanten, wenn auch vielfältig modulierten Farbton gestimmt sind. Bei längerer Betrachtung scheinen sie zu „atmen“ und eröffnen einen eigentümlichen, lichtvollen und überaus lichtsensiblen, d. h. auf kleinste Veränderungen des Außenlichts reagierenden Tiefenraum. Bereits aus der Distanz aber wird spürbar, dass sich die farbräumliche Wirkung aus der optischen Mischung zahlreicher kleinteiliger Farbwerte ergibt, was den Betrachter dazu bringt, näher an die Bilder heranzutreten, um ihre Binnenstruktur zu erkunden. Es ist verblüffend, im „close reading“ dann die unzähligen Farbströme zu entdecken, welche die Bildfelder überziehen, die Vielzahl an farblichen Valeurs, das Übermaß an Mikrostrukturen. Im Nahblick zeigen sich neben horizontalen Verwischungsspuren Farbgerinnsel und Pigmentschauer, Trocknungsmuster und zahllose fadendünne farbige Linien, die sich hundertfach verästeln, verbinden und wieder trennen. Dr. Peter Lodermeyer
www.odensass.de
„Inspiriert von Zerfallsprozessen arbeite ich hier mit Werkzeugen, die in der Natur ganze Landschaften gestalten: Sand und Wind.“  Benjamin Planitzer
Das Gerippe eines Baumes. Als Gerippe eigentlich tot, aber dennoch lebendig. `Holz arbeitet`, sagt man. Doch erinnert die Oberflächenstruktur dieser Objekte auch an die Rillen, die das Wasser bei Ebbe im Sand zurücklässt und damit gleichzeitig daran, dass es wiederkommt, das Land, seine Spur darin überdeckt, um dann in ewiger Wiederkehr erneut zu verschwinden. Das Gerippe ist nicht der Endzustand, es ist der Zustand vor dem Verfall. Der Verfall ist nicht der Endzustand, sondern das Wiedereinbinden des Materials in den natürlichen Kreislauf. Die Objekte erscheinen einerseits wie kurz vorm `Tod` und sind doch andererseits und gleichzeitig so fragil, erstaunlich und wundersam wie ein Neugeborenes.
www.benjamin-planitzer.de

Wenn die Malerin Esther Naused mit ihrer Digitalkamera unterwegs ist, um Bilder einzufangen, kann man sicher sein, dass dies nicht in dokumentarischer Absicht geschieht. Dennoch sind die

6 – 23 sekundenlangen Filmsequenzen unverfälschte Abbilder der Wirklichkeit, ohne dass der Betrachter imstande wäre, sie als solche wahrzunehmen. Allein die konsequente Begrenzung des Bildausschnitts bewirkt, dass Alltagsgegenstände und -vorgänge ihren realen Zusammenhängen entrissen werden und zu geheimnisvollen „Ereignissen an sich“ mutieren: ein unruhiges Kaleidoskop voll flüchtiger Formen und Figurationen mit durchaus eigener Dramaturgie. Während der begleitende Ton „real“ ist, irritieren die Bildfolgen unsere Sehgewohnheiten und enthüllen poetische Facetten der Wirklichkeit, die der gewöhnliche Blick nicht wahrnimmt, und deren Zauber man sich nicht entziehen kann. Frauke Moreno
www.esther-naused.de

Die Ausstellung ist bis zum 08.03.2015 jeweils donnerstags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei. Führungen können auf Anfrage gebucht werden.

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