Wie fühlt es sich an, Analphabet zu sein? Iris Rademacher und Andrea Lemm (von links) fördern mit praktischen Anleitungen die Sensibilität im Umgang mit Betroffenen.
Wenn ein Rechtshänder angestrengt versucht, mit links einen vernünftigen Satz aufzuschreiben oder ein Erwachsener ein ungewohntes Alphabet benutzen muss, kann das einen höheren Zweck haben: Bei der Fortbildung „Arbeitsplatzorientierte Grundbildung“ des Zentrums für Bildung, Medien und Beratung des Kreises Lippe (ZBMB) sollten die Teilnehmer am eigenen Leib erfahren, wie funktionale Analphabeten sich täglich fühlen. „Das ist wichtig, damit die künftigen Multiplikatoren sich besser in die Betroffenen einfühlen und sensibel auf sie zugehen können“, erklärt Iris Rademacher, Kommunikations- und Motivationstrainerin aus Iserlohn. Zusammen mit Andrea Lemm von der VHS Lippe-Ost leitete sie die Fortbildung.
25 Interessierte aus ganz unterschiedlichen sozialen und beruflichen Bereichen nutzten das kostenlose Angebot, um sich zu Multiplikatoren auszubilden und ab sofort funktionale Analphabeten zu unterstützen und zu begleiten. Im Fokus der Fortbildung stand nicht nur die Frage, an welchen Merkmalen funktionale Analphabeten erkannt werden können. Die zukünftigen Multiplikatoren lernten auch, wie sie Betroffene motivieren und an erwachsenengerechte Hilfen und Unterstützungsangebote verweisen. „Richtig Lesen und Schreiben zu können ist überaus wichtig, um am gesellschaftlichen und beruflichen Leben teilzuhaben. Auch in Lippe gibt es viele Menschen im Erwachsenenalter, die von funktionalem Analphabetismus betroffen sind. Unser Ziel ist es, diese Menschen zu ermutigen und dabei zu unterstützen, etwas daran zu ändern. Das gelingt nur durch enge Kooperation aller Akteure, deshalb spielt diese Fortbildung für Multiplikatoren eine so zentrale Rolle“, erklärt Horst Tegeler, Leiter des ZBMB.
Für Fragen zum Thema Alphabetisierung in Lippe steht Dr. Anja Mai im ZBMB unter der Nummer 05231/62362 oder unter der E-Mail a.mai@kreis-lippe.de zur Verfügung.
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