Die Pflegefledermaus kennt dies schon, sobald sie in die Hand genommen wird, gibt es meist Futter und da öffnet man schon einmal das Maul. Foto: BUND Lemgo.

Für die Veranstaltung des BUND Lemgo und des Vereins Pro Ilsetal war der BUND-Fledermausexperte Bernd Meier-Lammering nach Entrup in die Steinmühle gekommen. Karl Ludwig Tracht vom Verein begrüßte die 35 Gäste und machte noch einmal kurz die Motivation klar: „Wir wollen Sie sensibilisieren, für das was zerstört werden soll und was sie dafür bekommen. 26 prozent Entlastung auf der Gosebrede rechtfertigen keinen Straßenneubau im Ilsetal“.

Willi Hennebrüder von der Lemgoer BUND-Gruppe wies bei seiner Begrüßung darauf hin, dass jede neue Straße Lebensräume zerstöre und zur Dezimierung von Tierarten beitrage und dies auch Folgen für die Fledermäuse habe. Diese wären dringend notwendig, um zum ökologischen Gleichgewicht beizutragen. In Obstwiesen sorgen sie dafür, dass der Apfelwickler, ein Nachtfalter, dezimiert wird. Fehlen die Fledermäuse werden viele Äpfel vom Apfelwickler angestochen und dort Eier abgelegt.

Die Folge der Schädigung ist ein frühzeitiges Abfallen der Äpfel, wie man ihn derzeit vielfach beobachten kann. Bernd Meier-Lammering berichtete in seinem Vortrag über die Situation der Fledermausarten in Deutschland. Fast alle Arten stehen auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Besonders zu schaffen machen den Säugetieren aber die „Segnungen“ der Zivilisation. Lichtverschmutzung, Lärm, zerschnittene Flächen durch Straßen führen zu Lebensraum- und Quartierverlust.

Da die meisten Fledermausarten pro Jahr nur ein Tier als Nachwuchs haben führen Schädigungen oft zum Verlust ganzer Populationen. Sogenannte Fledermauswände und andere Ausgleichsmaßnahmen entlang von neugebauten Strassen sind oft Augenwischerei. Es gibt darüber keinen wirklichen Nachweis und keine Wirkungskontrolle. Er muss es wissen. Immerhin hat er früher für Strassen NRW in diesem Bereich als Gutachter gearbeitet und entsprechende Erfahrung. Dazu kommt noch, dass immer mehr Quartiere für die Wochenstuben, z.B. in Baumhöhlen alter Bäume und Winterquartiere wegfallen.

Ein Höhepunkt des Abends waren die mitgebrachten Pflegetiere des Biologen. So konnte jeder aus nächster Nähe die kleinen Säuger betrachten, befühlen und ihren Herzschlag wahrnehmen, immerhin 800 Herzschläge pro Minute. Ein sicherlich erstmaliges und vielleicht einmaliges Erlebnis für viele Gäste. Unter den Pflegetieren war eine Zwergfledermaus, die gerade einmal 5 g wiegt. Einen Zusammenstoß mit einem Auto überlebt sie meist nicht.

Anschließend ging es dann in die warme Sommernacht. Mit entsprechendem Detektor und Lautsprecher konnten die Töne der Fledermäuse den Gästen hörbar gemacht werden. Unter speziellem Rotlicht wurden sie auch in der Luft sichtbar. Am Teich an der Steinmühle gab es dann eine Enttäuschung. Konnte man noch im letzten Jahr gleich mehrere Wasserfledermäuse beobachten, war diesmal keine Einzige zu sehen. Ursache?

Unter großem Applaus wurde der Abend spät beendet. Mit vielen Anregungen was ein jeder für Fledermäuse, für die Natur und damit für sich selbst tun kann, gingen die Gäste nach Hause. Die Lemgoer BUND-Gruppe bittet die Bürger ihnen bekannte Sommer- und Winterquartiere zu melden. Diese helfen Bernd Meier-Lammering bei seiner Kartierung der Fledermäuse in OWL. Einfach eine E-Mail senden an kontakt@bund-lemgo.de.

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