Halbjahres-BilanzNach einem schwierigen Jahr geht es wieder aufwärts – das ist die Bilanz, die das Jobcenter Lippe nach den ersten sechs Monaten 2014 zieht. „Im Ranking mit den anderen Jobcentern in Nordrhein-Westfalen konnten wir unser Abschneiden bei allen Zielen verbessern“, erklärt Landrat Friedel Heuwinkel.

Insgesamt drei Ziele hat das Jobcenter Lippe mit dem Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen für das Jahr 2014 vereinbart. Ziel 1 ist die Verringerung der Hilfebedürftigkeit, das anhand der ausgezahlten Summen für Lebensunterhalt und Unterkunft gemessen wird. Hier belegt das Jobcenter Lippe im NRW-Ranking Platz drei von 53 Jobcentern. Auch im bundesweiten Vergleich mit Jobcentern in Regionen, die einen ähnlich strukturierten Arbeitsmarkt aufweisen, steht Lippe auf Platz drei von 44 Jobcentern.

Ziel 2 ist die Integration in Erwerbstätigkeit. In der ersten Hälfte des Jahres konnten 1.725 Personen in Arbeit vermittelt werden und damit 8,15 Prozent mehr als gleichen Zeitraum letzten Jahres. Ziel 3 ist die Vermeidung von langfristigem Leistungsbezug. Hier belegt Lippe aktuell Platz zehn in NRW. „Gerade die Beratung von Langzeitleistungsbeziehern ist ein besonderes Ziel in diesem Jahr“, sagt Andrea Berger, Vorstandsvorsitzende des Jobcenters Lippe. „Neue Beratungsangebote und Projekte für die betroffenen Kunden haben bereits sehr gute Erfolge erzielt. Aber jenseits der reinen Zahlen zeigt sich hier, wie wichtig die Arbeit des Jobcenters ist. Denn hier haben wir es mit Familien zu tun, die schon sehr lange von Arbeitslosengeld II leben und es aus eigener Kraft nicht mehr schaffen, ihre Situation zu ändern.“

Familie K. ist ein Beispiel für Langzeitbezieher. Beide Ehepartner sind lediglich geringfügig beschäftig und verdienen jeweils unter 400 Euro – nicht genug um eine vierköpfige Familie zu ernähren. Eine Privatinsolvenz und der Führerscheinentzug des Vaters aufgrund von Alkohol erschweren die Suche nach einem besserbezahlten Job und vergrößern das Gefühl der Familie, ohne Chancen und Hoffnung zu sein. Bei einem speziellen Beratungsangebot für Familien im Langzeitbezug setzen sich Fallmanager des Jobcenters sowie Mitarbeiter der Jugend- und Sozialämter und anderer Beratungsstellen mit den Familien an einen Tisch, um Wege aus der festgefahrenen Situation zu finden. Kann die Stelle aufgestockt werden? Fehlen Qualifikationen, die nachgeholt werden können? Oder hat vielleicht die Ehefrau, die aufgrund der Kinder bisher nur eingeschränkt arbeiten konnte, bessere Chancen auf den Arbeitsmarkt, sodass der Mann stärker in die Kinderbetreuung eingebunden werden muss? Im Falle der Familie K. war diese Beratung erfolgreich – beide Elternteile sind nun sozialversicherungspflichtig beschäftigt und damit nicht mehr auf Arbeitslosengeld II angewiesen.

„Ein neues Angebot haben wir in diesem Jahr für Langzeitbeziehende gestartet, die eine Selbstständigkeit angemeldet haben“, ergänzt Stephanie Schmidt, Fachbereichsleiterin für Markt und Integration beim Jobcenter. Zielgruppe sind Jobcenter-Kunden, die seit mindestens zwei Jahren selbstständig tätig sind, aber immer noch auf Arbeitslosengeld II angewiesen sind. „Hier wird zunächst eine intensive Bestandsaufnahme gemacht. Vielen Betroffenen sind zum Beispiel in ihrer eigentlichen Arbeit gut, ihnen fehlen aber die betriebswirtschaftlichen Kenntnisse, um eine Gewinn- und Verlustrechnung mit Hand und Fuß aufzustellen oder Preise für ihre Arbeit zu kalkulieren“, erklärt Schmidt. Im nächsten Schritt wird ein externer Unternehmensberater hinzugezogen, der weitere Anregungen zum Ausbau der Selbstständigkeit gibt. „Bei manchen Kunden ist natürlich auch das Ergebnis, dass wir ihnen raten, die Selbstständigkeit aufzugeben und sie stattdessen in eine Anstellung vermitteln“, so Schmidt.

Für die zweite Hälfte des Jahres erwarten die Verantwortlichen, dass der positive Trend weiterhin anhält. „Hartnäckigkeit ist hier der Schlüssel zum Erfolg und wir Lipper sind für unsere Hartnäckigkeit bekannt“, scherzt Landrat Heuwinkel.

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