Jahresbilanz 2019:
• saisonübliche Entwicklung auf dem unterjährigen Arbeitsmarkt, konjunkturelle Schwäche
• Arbeitslosigkeit sinkt im Vergleich zum Vorjahr 2018 um 372 Frauen und Männer bzw. um 3,3 Prozent auf insgesamt 10.779 Personen im Jahresdurchschnitt 2019.
• Insgesamt 25.361 Neuzugänge in die Arbeitslosigkeit und 25.488 Abmeldungen aus der Arbeitslosigkeit in der Jahressumme; gewohnt hohe Dynamik auf dem lippischen Arbeitsmarkt.
• Jahresdurchschnittliche Arbeitslosenquote bei 5,8 Prozent – im Vorjahr lag die Quote bei 6,1 Prozent.
• Rückgang bei den zugegangenen Stellenangeboten im Vergleich zum Vorjahr um 11,9 Prozent (von 8.658 im Jahresmittel 2018 auf 7.628 in 2019).

Perspektive 2020:
• Strukturelle Veränderungen werden zunehmen.
• Matching: die Personalsuchdauer steigt, das passende Bewerberpotenzial sinkt.
• erste geringfügige Auswirkungen der konjunkturellen Schwäche auf den Arbeitsmarkt, dennoch Arbeitslosigkeit auf niedrigem Niveau.
• größere Krise auf dem Arbeitsmarkt unwahrscheinlich.
• Berufliche Aus- und Weiterbildung gewinnt kurz-, mittel- und langfristig weiter an Bedeutung.

Jahresbilanz 2019 und Ausblick 2020:
Im Jahresdurchschnitt 2019 waren 10.779 Frauen und Männer in Lippe arbeitslos, und damit 372 Personen bzw. 3,3 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt sank von 6,1 Prozent (2018) auf 5,8 Prozent (2019). Bei der Jahrespressekonferenz der Agentur für Arbeit Detmold gab Agenturchef Heinz Thiele nicht nur einen Jahresrückblick auf den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt 2019, sondern er skizzierte auch die Aussichten für das kommende Jahr 2020.

Zur Ausgangssituation: Derzeit stellt sich allgemein die Frage, ob sich die heimische Wirtschaft in einer konjunkturellen Delle befindet oder ob erste Anzeichen für eine Krise erkennbar sind, was sich seriös nicht beantworten lässt. Die Prognose für das Wirtschaftswachstum liegt nach Einschätzung der Wirtschaftsweisen in 2020 bei 0,9 Prozent nach 0,5 Prozent in 2019.

Anzeichen für eine Eintrübung der Konjunktur sind laut Agenturleiter Thiele: „Freisetzungen von Mitarbeitern in der Arbeitnehmerüberlassung, der Abbau von Überstunden beziehungsweise der Aufbau von Minusarbeitsstunden. Auch erhalten wir seit einigen Wochen mehr Anfragen und Beratungsanliegen zum Thema Kurzarbeit. Richtig ist aber auch, dass die Anzeigen für Kurzarbeit nicht signifikant gestiegen sind. So waren es im November 2019 acht Anzeigen mit rund 180 Personen sowie 38 Anträge mit 1.298 Arbeitnehmern. Im Vergleich: Im Krisenjahr 2008/ 2009 waren es mehrere hundert Betriebe mit bis zu 11.000 Arbeitnehmern. Kurzum: Was wir derzeit erleben ist meilenweit von einer Krise entfernt.“

Monika Donner, Bereichsleiterin der Detmolder Arbeitsagentur, betont in diesem Zusammenhang, dass Kurzarbeit keine Negativkennzeichnung ist, sondern ein wichtiges gestalterisches und politisch gewünschtes Instrument. „Besonders dann, wenn Kurzarbeit auch für Qualifizierung genutzt wird.“
Insgesamt ist davon auszugehen, dass es 2020 nicht zu einer deutlichen Verschlechterung der Situation auf dem Arbeitsmarkt kommt. Dies liegt insbesondere an folgenden Fakten:
• das Handwerk boomt weiter (u.a. wegen Niedrigzinspolitik).
• Betriebe versuchen nach den Erfahrungen der Krise 2008/2009 Fachkräfte zu halten.
• im Hinblick auf die demographische Entwicklung werden in den nächsten Jahren viele Beschäftigte in den Ruhestand gehen.
• Konsum im Inland ist stabil auf hohem Niveau (auch hier Niedrigzinspolitik).

Obwohl auch 2020 mit einem stabilen und robusten Arbeitsmarkt zu rechnen ist, werde die durchschnittliche Arbeitslosigkeit laut Thiele wohl geringfügig über dem Vorjahreswert 2019 liegen, auch von einem moderaten Rückgang der gemeldeten Stellenangebote ist auszugehen. Deshalb sei es sinnvoll, sowohl für Unternehmen als auch für Beschäftigte, in Qualifizierung zu investieren, um fit zu bleiben für den Arbeitsmarkt. Denn eine Entwicklung sei nicht wegzudiskutieren, „nämlich der strukturelle Wandel“, so Thiele.

Betroffen seien nicht nur die prozierenden Gewerbe. Auch der Bereich Handel und Dienstleistungen werde sich wandeln im Rahmen der fortschreitenden Digitalisierung. Das Verkehrsgewerbe unterliege dem Wandel zur E-Mobilität, so dass in der Kraftfahrzeugbranche tendenziell weniger Fachkräfte benötigt werden. Da der strukturelle Wandel in der Arbeitswelt, vor allem im Zuge der Digitalisierung, auf Arbeitnehmer und Arbeitgeber mehr und mehr zukommen wird, empfiehlt der Agenturchef eine wichtige Dienstleistung der Agentur für Arbeit Detmold.

Der Arbeitgeber-Service der Detmolder Arbeitsagentur bietet jedem Betrieb in Lippe Qualifizierungsberatungen. Größere Unternehmen haben zumeist eine vorausschauende Personalpolitik, was sich kleine Betriebe aber in der Regel nicht leisten können oder wollen. Thiele: “Hier werden wir auf Wunsch tätig, und beraten Entscheider bei Personalplanungen. Eine Fachkraft kann sich bekanntlich nicht sofort erschaffen, dazu braucht es Jahre. Dennoch ist es besser spät gegenzusteuern, als es vollständig sein zu lassen.“

Monika Donner, Bereichsleiterin der Detmolder Arbeitsagentur, sieht weiterhin große Chancen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber durch das neue Qualifizierungschancengesetz, das Anfang 2019 eingeführt wurde: „Unabhängig von Alter, Ausbildung und Betriebsgröße wird die Qualifizierung für alle Beschäftigten ermöglicht, deren Tätigkeiten durch Technologien ersetzt werden, oder die eine Weiterbildung mit einem Berufsabschluss anstreben.

Dieses präventive arbeitsmarktpolitische Instrument der Agentur für Arbeit (es können Kosten für die Qualifizierung und Lohnkosten für die Dauer der Teilnahme erstattet werden) ist ein wichtiger Baustein, um die heimische Wirtschaft auch in Zukunft leistungsfähig zu erhalten, und Menschen in Beschäftigung zu haben.

«« vorheriger Beitrag: 18 Kassen haben Beitrag erhöht, 2 gesenkt | nächster Beitrag: NRW-Industrie: Nachfrage war im November 2019 um neun Prozent niedriger als ein Jahr zuvor »»