Stiftung-Warentest-2-600x40Die grie­chischen Banken sind zu, Aktien­kurse fallen, Risiko­aufschläge für spanische, italienische oder portugiesische Staats­anleihen steigen – vor dem grie­chischen Referendum über die Reform­liste der Geld­geber herrscht an den Kapitalmärkten Unsicherheit. Ob Griechen­land nun endgültig pleite geht, weiß derzeit keiner. Ob die Griechen den Euro behalten, auch nicht. test.de fasst zusammen, was Anleger wissen müssen, was sie tun können – und was sie lieber lassen sollten.

Dax bricht mehr als 4 Prozent ein

Die ersten Reaktionen am Montag morgen, dem ersten Tag, an dem Banken und Börse in Griechen­land geschlossen haben, sind drastisch: Der Dax bricht um mehr als 4 Prozent ein, am Nach­mittag waren es noch rund 2,5 Prozent. Am französischen Markt beliefen sich die Verluste gegen 15 Uhr ebenfalls auf knapp 3 Prozent. In den südeuropäischen Krisenländern gingen die Kurse etwas stärker zurück. Spanien und Italien lagen mit knapp 4 Prozent im Minus, die portugiesische Börse büßte etwas mehr als 4 Prozent ein. Die grie­chische Börse soll noch bis zum 6. Juli geschlossen bleiben. Am 5. Juli soll das Referendum über die Reform­liste der Geld­geber statt­finden.

Tipp: Was Griechen­land-Urlauber derzeit beachten sollten, lesen Sie in unserer Meldung Griechenland: Reisen ins Ungewisse

Bundes­anleihen als sicherer Hafen gefragt

An den Anleihemärkten der Krisenländer zeigt sich zwar Sorge, aber keine Panik: Die Risiko­aufschläge für spanische und italienische Anleihen mit zehnjäh­riger Lauf­zeit stiegen um rund ein Viertel­prozent­punkt und belaufen sich auf derzeit rund 2,4 Prozent pro Jahr – das ist weniger als halb so viel wie zum bisherigen Höhe­punkt der Eurokrise im Früh­jahr 2012. Die Rendite für portugiesische Papiere beträgt knapp 3 Prozent pro Jahr. Anfang 2012 waren es noch mehr als 15 Prozent. Bundes­anleihen sind wieder als sicherer Hafen gefragt: Die Renditen sanken leicht und liegen jetzt bei rund 0,75 Prozent für zehnjäh­rige Papiere.

Tipps für Anleger

Immer wieder erreichen uns Fragen von besorgten Anlegern, die unsicher sind, wie sie sich angesichts der aktuellen Krise verhalten sollen. Stell­vertretend beant­worten die Finanztest-Experten hier drei typische Fragen.

Ich habe mir im März einen Rentenfonds mit Staats­anleihen gekauft, den db x-trackers iBoxx Sovereigns Eurozone ETF. Jetzt ist er 5 Prozent einge­brochen. Ist das noch eine sichere Geld­anlage?

Rentenfonds mit Staats­anleihen aus Euro­land empfehlen wir nach wie vor als Sicher­heits­baustein fürs Depot. Allerdings nur, wenn Sie Ihr Geld lang­fristig anlegen wollen. Kurz­fristig können die Kurse von Anleihen und damit auch die Kurse von Rentenfonds fallen. Das passiert zum Beispiel, wenn am Markt die Zinsen steigen. Die Kurs­verluste werden aber durch die höheren Zins­erträge mit der Zeit wieder ausgeglichen. Wenn Sie von vorn­herein nur für kurze Zeit anlegen wollen, raten wir zu Tages­geld oder Fest­geld.

Tipp: Lesen Sie dazu auch den Beitrag Rentenfonds Euro: Was die Turbulenzen am Anleihemarkt bedeuten

Ich habe seit April ein Pantoffel­portfolio mit 50 Prozent Aktienfonds und 50 Prozent Rentenfonds. Jetzt liegt sowohl der Aktienfonds als auch der Rentenfonds im Minus. Taugt das dann über­haupt noch etwas?

Auch das Pantoffel­portfolio ist ein lang­fristiges Investment. Zwischen­zeitliche Einbrüche sind möglich. Anleger, die Ihr Depot im Früh­jahr erst aufgebaut haben und jetzt im Minus liegen, sind verständlicher­weise verdrießt. Doch nach so kurzer Zeit sollten Sie ohnehin noch keine Bilanz ziehen. Folgende Rechnung mag zu Ihrer Beruhigung beitragen: Um zu testen, wie die Rendite aussehen würde, wenn jemand ein Pantoffel­portfolio unmittel­bar vor einem Einbruch an den Märkten aufgebaut hätte, haben wir die Finanz­krise als Beispiel genommen. Das Ergebnis: Wer im Juli 2007, vor Ausbruch der Finanz­krise, einge­stiegen wäre, hätte sieben Jahre später in den meisten Fällen rund 5 Prozent Plus erzielt – wohl­gemerkt: pro Jahr.

Tipp: Mehr zur Krisen­festig­keit der Pantoffel-Portfolios lesen Sie im Beitrag Geldanlage im Zinstief: Mit dem Pantoffel-Depot gibt es trotzdem Rendite.

Sie haben gesagt, dass man sein Pantoffel­portfolio regel­mäßig anpassen soll. Insbesondere dann, wenn die ursprüng­liche Aufteilung von Aktien- und Rentenfonds durch unruhige Märkte durch­einander­gewirbelt wird. Aber soll ich wirk­lich jetzt etwas ändern? Morgen könnte es ja schon wieder ganz anders aussehen.

Die Regel heißt: Sobald ihr Pantoffel­depot aus dem Gleichgewicht geraten ist, sollten Sie es anpassen. Aus dem Gleichgewicht geraten heißt: Wenn die Aufteilung um mehr als 20 Prozent von der ursprüng­lich gewollten Aufteilung abweicht. Bei einem ausgewogenen Portfolio, das je zur Hälfte aus Aktien- und aus Rentenfonds bestehen sollte, ist das dann der Fall, wenn der Aktienfonds­anteil 60 Prozent beträgt und der Rentenfonds­anteil 40 Prozent. Oder umge­kehrt. Wenn Sie dieser Tage fest­stellen, dass sich die Gewichte in Ihrem Pantoffel­portfolio verschoben haben, sollten Sie keine Scheu haben, entsprechende Anpassungen vorzunehmen. Sie handeln dann anti­zyklisch, das heißt, Sie verkaufen den Fonds, der besser gelaufen ist und kaufen das nach, was es jetzt billiger gibt. Auf lange Frist zahlt sich dies in der Regel aus.

Tipp: Die Anpassungs­regeln für das Pantoffel­portfolio finden Sie im Beitrag Geldanlage für Bequeme: Das Pantoffel-Portfolio.

Pressemeldung Stiftung Warentest

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