Auf dem Weg von der Vision einer „autonomen Fabrik“ im Mittelstand in den realen Einsatz

 

Die frohe Botschaft erreichte Patrick Söhlke, Geschäftsführer der in Hessisch Oldendorf ansässigen Next Vision GmbH am frühen Dienstagmorgen: „Die monatelangen Vorbereitungen haben sich letztendlich ausgezahlt“, erklärt der Diplomkaufmann sichtlich erfreut. Auch bei der Hochschule Weserbergland (HSW) und an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe (Hochschule OWL) ist die Freude groß, wie Prof. Dr. Michael Städler, Dekan des Fachbereichs Informatik und Technik an der HSW, betont: „Alle Unternehmen, insbesondere aber KMU stehen hinsichtlich der digitalen Transformation vor riesigen Herausforderungen. Ich freue mich, dass wir gemeinsam mit unseren Partnern einen wichtigen Lösungsbaustein für die fertigenden Unternehmen in unserer doch eher strukturschwachen Region entwickeln können.“ In Nordrhein-Westfalen zeigt man sich begeistert, wie Prof. Dr. Jessica Rubart, Leiterin des Fachgebiets Betriebliche Informationssysteme, bestätigt: „Das Projekt passt hervorragend zum profilbildenden Forschungsbereich Industrie 4.0 der Hochschule OWL sowie zur SmartFactoryOWL – einer gemeinsamen Einrichtung des Fraunhofer IOSB-INA und der Hochschule OWL. Data Mining hat sich in Unternehmensbereichen wie Finanzwesen und Marketing zunehmend etabliert, im Produktionsumfeld hingegen sehen wir hohes technisches und wirtschaftliches Potenzial für den Einsatz von Steuerungs- und Optimierungslösungen auf der Basis von Data Mining.“

Für den Präsidenten der HSW, Prof. Dr. Hans Ludwig Meyer und den Präsidenten der Hochschule OWL, Professor Dr. Jürgen Krahl ist vor allem die fruchtbare Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft einer der wichtigsten Aspekte des genehmigten Forschungsprojekts: „Die anwendungsorientierte Forschung ist ein wichtiger Innovationsfaktor und besitzt an der HSW einen hohen Stellenwert. Wie in unseren laufenden Forschungsprojekten Open IT und der Entwicklung des Zertifikatsstudiengangs „Management digitaler Geschäftsmodelle und -prozesse“ schätzen wir die wertvollen wechselseitigen Impulse einer aktiven Zusammenarbeit mit Partnern aus der Praxis und wollen diese Synergien auch weiterhin nutzen“, so Prof. Dr. Hans Ludwig Meyer. „Wir freuen uns sehr über das neue Forschungsprojekt und auf die Zusammenarbeit mit unseren Partnern. Gerade diese enge Vernetzung der Hochschule OWL mit Wirtschaft und Wissenschaft ist die Basis, in Lehre und Forschung stets auf dem aktuellen Stand der Technik zu sein und daraus den Transfer in die Unternehmen bedarfsgerecht zu gestalten. Unsere Studierenden und unsere Partner profitieren davon“, so Professor Dr. Jürgen Krahl.

Kernstück des Forschungsprojekts, das die Kooperationspartner „DROPS“ getauft haben – Data Mining-basierte Optimierung der Produktion, ihrer Steuerung und Überwachung – ist die Entwicklung einer Technologie-Plattform zur Analyse, Prognose und Optimierung von Produktionsprozessen, die u.a. der Verbesserung der Gesamtanlageneffektivität (OEE) in den Bereichen Verfügbarkeit, Leistung und Qualität dienen soll. Wesentliche Merkmale sind dabei die adaptive und dynamische Erstellung von Data-Mining- und Optimization-Modellen, ein durch künstliche Intelligenz gestütztes Szenario-Management sowie eine selbstständige (autonome) Behandlung der erkannten Abweichungen, Störungen und Probleme.

Söhlke: „Vor allem KMU scheitern oft an den technologischen Herausforderungen, die aber sehr gut u.a. durch Retrofitting, also der Nach- bzw. Umrüstung vorhandener Maschinen mit moderner Sensorik, gelöst werden können. Auch eine aufwendige Prozessmodellierung ist nicht unbedingt erforderlich. Der selbst-lernende und selbst-optimierende Ansatz der angestrebten Lösung erkennt und verwendet die wesentlichen Einflussfaktoren auch in ihrer räumlichen und zeitlichen Einordnung“, erläutert der Unternehmer. „Aus unserer Sicht gibt es an dieser Stelle ein außerordentliches Entwicklungspotenzial für bezahlbare Lösungen im Mittelstand“, fügt er mit einem Lächeln an.

Gefördert wird das im Weserbergland konzipierte und vor Ort durchgeführte Projekt durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms für den Mittelstand (ZIM). Das ZIM gilt als Flaggschiff für Innovationen im Mittelstand und wird bereits seit 2008 als Nachfolgeprogramm des PRO INNO II aufgelegt. „Wir haben im Rahmen des ZIM bereits als Konsortialführer ein Forschungsprojekt maßgeblich gestaltet“, stellt Söhlke fest. „Auch diesmal ist die Next Vision GmbH nicht nur Initiator, sondern auch das einzige Wirtschaftsunternehmen innerhalb des Projekts.“

„Mit der HSW und der  Hochschule OWL habe man zwei Forschungsinstitute in unmittelbarer Nähe der beiden Next Vision Standorte Hessisch Oldendorf und Paderborn, die Forschung im Bereich moderner Technologien möglich machen und mit Prof. Dr. Jessica Rubart (Hochschule OWL) und Prof. Dr. Henrik J. Paul (HSW) zwei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Bord, die genau wie das gesamte Next Vision Team der festen Überzeugung sind, dass am Ende des Forschungsprojekts nicht nur eine marktreife Innovation als Ergebnis präsentiert werden kann, sondern dass im Weserbergland und in Ostwestfalen-Lippe die ‚Smart Factory‘ im Mittelstand tatsächlich Realität wird“, so Söhlke.

SmartFactoryOWL

Die SmartFactoryOWL der Fraunhofer-Gesellschaft und der Hochschule OWL ist ein herstellerunabhängiges Industrie 4.0 Anwendungs- und Demonstrationszentrum und zugleich Testfeld für den Mittelstand. Durch Demonstration des Anwendernutzens von Industrie 4.0 Bausteinen sollen Unternehmen für die Potentiale der Digitalisierung sensibilisiert und informiert werden. Gleichzeitig können sie in der SmartFactoryOWL neue Technologien ausprobieren, testen und mit Unterstützung eines interdisziplinären Expertenteams in ihre Produktions- und Arbeitsprozesse integrieren. In der SmartFactoryOWL werden die wichtigsten Handlungsfelder der intelligenten Fabrik, wie Wandlungsfähigkeit, Ressourceneffizienz und Mensch-Maschine Interaktion adressiert.

Pressemeldung Hochschule OWL

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