Europa-in-Lippe-2Brüssel und das ostwestfälische Lippe liegen geografisch weit auseinander. Politisch aber sind beide Regionen eng miteinander verknüpft: Wie sich die EU-Politik auf den lippischen Alltag auswirkt, erklärte Thomas Traguth, Politikwissenschaftler an der Universität Köln, den rund 150 Berufsschülern verschiedener kaufmännischer Ausbildungsberufe des Dietrich-Bonhoeffer-Berufskollegs. Organisiert wurde der Vortrag vom Europe direct Informationszentrum (EDI) des Kreises Lippe. In der gut gefüllten Mensa des Berufskollegs zeigte Traguth am Beispiel des vernetzten digitalen Binnenmarktes, welche Konsequenzen die Entscheidungen in Brüssel auch vor Ort haben.

„Der digitale Binnenmarkt ist etwas, das wir nicht nur einmal im Jahr, sondern hundert Mal am Tage nutzen“, leitete er seinen Vortrag ein. Diese Behauptung untermauerte er mit lebendigen Inhalten und anschaulichen Erklärungen, in denen er immer wieder den Bezug zum Berufs- und Lebensalltag der Schüler herstellte. Aktuelle Beispiele aus der Politik verdeutlichten dabei die Tragweite dessen, was in Brüssel passiert. So sprach er auch darüber, dass die Forderung der EU-Kommission nach denselben Daten- und Verbraucherschutzregeln für alle EU-Bürger auch Einfluss darauf hat, dass man über ebay oder Amazon eine Ware bestellt, die aus einem anderen EU-Land geliefert wird. Und dass der „No Geo-Blocking“-Anspruch bedeutet, dass Nutzer in allen EU-Länder die gleichen Videos auf Youtube finden können und diese nicht etwa nach unterschiedlichen nationalen Gesetzen entfernt werden können. „Was in Brüssel passiert, wird immer wichtiger: Denn bei Entscheidungen im Bundestag muss EU-Recht berücksichtigt werden“, erklärte Traguth. Dabei spiele der digitale Binnenmarkt auch auf anderen Ebenen eine wichtige Rolle: Wirtschaftlich laufe immer mehr über die digitale Vernetzung und gerade im Vertriebsbereich spielen Online-Märkte eine immer wichtigere Rolle. Auch die Privatperson werde dadurch immer internationaler.

„Es war toll, wie verständlich Herr Traguth das Thema erklärt hat. Ich hätte nie gedacht, dass ich auch mit europäischer Politik zu tun habe, wenn ich mir was im Internet bestelle“, freute sich eine Schülerin. „Der Vortrag hat mir viele neue Eindrücke eröffnet.“

Landrat Friedel Heuwinkel nutzte die Veranstaltung, um den Schülern die europäische Idee näher zu bringen. „Europa ist eine große Wertegemeinschaft, die es uns erlaubt, auch über unsere Grenzen hinweg zu denken und zu arbeiten. Nutzen Sie das, machen Sie ein Praktikum im Ausland – unser EDI hilft ihnen dabei“, ermutigte er die Schüler. „Aber kommen Sie danach zurück. Wir brauchen Sie, Ihre berufliche Kompetenz und Ihre persönlichen Erfahrungen aus Europa“, so Heuwinkel abschließend.

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