Statt riesengroßer Parkplatzflächen fordert der BUND in Industriegebieten zentrale Parkhäuser und die Nutzung dadurch freiwerdender Flächen für die Industrieansiedlung oder die Umwandlung in Grünflächen. Foto: BUND Lemgo.

Die Lemgoer Gruppe im Bund für Umwelt und Naturschutz nimmt Stellung zu den Plänen für das neue Industriegebiet West:

1. Seinerzeit war ein Teil dieser jetzt geplanten Erweiterungsfläche eine Ausgleichsfläche, also Grundlage für das Genehmigungsverfahren des bisherigen Industriegebietes, und die Fläche ist im Laufe der Jahre zu einem wertvollen Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen geworden. Wenn diese Fläche jetzt abgeholzt werden sollte, würde für das damalige Verfahren nachträglich eine wesentliche Voraussetzung entfallen, die auch nicht durch eine Ersatzmaßnahme an einer anderen Stelle in Lemgo einfach ersetzt werden kann.

Es wäre außerdem ein Vertrauensbruch gegenüber den am damaligen Verfahren beteiligten Verbänden, weil deren Zustimmung z. B. unter Voraussetzung dieser Ausgleichsmaßnahme statttfand. Wenn die Wegnahme einer der damaligen Zustimmungvoraussetzungen zur neuen Verfahrensweise der Alten Hansestadt Lemgo würde, wären zukünftige Umweltverträglichkeitsprüfungen etc. nur noch Makulatur, da sie bei Bedarf später einfach ignoriert werden könnten. Der Grundsatz der Wahrung des Vertrauensschutzes bei Änderung von Gesetzen/Plänen (hier Bebauungsplänen) wäre nicht mehr gewahrt und würde gegen Treu und Glauben verstoßen, so der BUND in seiner Pressemitteilung.

2. Kritisiert wird grundsätzlich der weitere Flächenverbrauch durch die Ausweisung von Industriegebieten. Vorsitzender Eckhard Buschmeier: „Es kann nicht sein, dass wertvolle Lebensräume für die Tier- und Pflanzenwelt immer weiter zerstört werden und wertvolles Ackerland für immer weitere Industrieansiedlungen verloren geht.“ Ziel muss es sein, so der BUND in seiner Presseerklärung, den Flächenverbrauch massiv abzusenken.

Dabei wird darauf verwiesen, dass sich die Bundesregierung im Rahmen der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie zum Ziel gesetzt hat, bis zum Jahr 2020 die Neuinanspruchnahme von Flächen für Siedlungen und Verkehr auf 30 Hektar pro Tag zu verringern. Derzeit beträgt der Flächenverbrauch durch Siedlungs- und Verkehrsmaßnahmen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes immer noch 62 Hektar pro Tag (Durchschnitt der Jahre 2014-2016). Somit sind wir weit entfernt von den angestrebten Zielen. Ökologisch sinnvoll wäre aber ein wesentlich geringerer Flächenverbrauch.

3. Notwendig sind nach Auffassung des BUND intelligente Lösungen. Nach seiner Auffassung kann es nicht sein, dass jede Firma riesige Parkplatzflächen schafft. Stattdessen sollte z. B. an zentraler Stelle ein Parkhaus mit Elektroladestationen errichtet werden. Auch könnte durch die Förderung der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und Fahrräder die Unternehmen dazu beitragen, dass weniger Mitarbeiter mit dem PKW zur Arbeit kommen, was zugleich ein Beitrag zum Klimaschutz wäre.

Homeworking könnte ebenso dazu beitragen, den Flächenbedarf zu mindern. Vorhandene Parkplätze könnten in Grünflächen umgewandelt oder für Firmenansiedlungen genutzt werden. Zudem sollte die Entsiegelung gefördert werden. Gründächer und die Regenwasserversickerung vor Ort seien in neuen Baugebieten längst Standard. Im Altbestand seien solche Maßnahmen noch immer Mangelware.

4. Bei etwaigen Neuplanungen von Industriegebieten, Einkaufszentren etc. sollte zur Reduzierung von Flächenverbrauch immer an erster Stelle die Überlegung stehen, mehrgeschossig zu planen und zu genehmigen. So würde der Flächenverbrauch reduziert.

5. Im Altbestand der Industrie, Gewerbe, Schul- und Wohngebiete sollte parallel überlegt werden, ob nicht auch hier Geschosserhöhungen an erster Stelle bei Erweiterungsplänen stehen sollten. So würde auf absehbare Zeit weiterer Flächenverbrauch sogar überflüssig und der bereits vorhandene Flächenverbrauch würde für Erweiterungsmaßnahmen sinnvoll genutzt.

6. Wunsch des BUND Lemgo wäre es, dass auch die Firmen selbst einmal im Rahmen eines Hearings eigene Vorschläge für eine ökologische und nachhaltige Konzeption für Industriegebiete vortragen und dann auch umsetzen würden.

 

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