Foto: Landesverband Lippe

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Forstabteilung des Landesverbandes Lippe verzichtet bei Schädlingsbekämpfung auf Chemie Horn-Bad Meinberg/Schlangen, 13. Mai 2014. Der fehlende Winterfrost und das warme Frühjahr stellen Förster bei der Betreuung ihrer Wälder vor Herausforderungen: Sie müssen derzeit besonders auf Schädlingsbefall achten. Gottfried Helmers, Leiter des Forstreviers Nassesand, weiß um die Gefahren – und begegnet ihnen mit konservativen, bewährten Methoden. „Chemischer Forstschutz ist im gesamten Forstbetrieb des Landesverbandes Lippe schon lange tabu.“
Die Bäume des Waldes seien in jedem Altersstadium – vom Samen bis zum hochgewachsenen Stamm – unterschiedlichen Gefahren ausgesetzt: „Sturm, Trockenheit, Sonnenbrand und Überschwemmungen gehören dazu, aber auch Krankheiten, verursacht z. B. durch Pilzbefall oder Wildverbiss, Käfer- oder Larvenfraß“, erläutert Helmers. Samen, die von Wild, Vögeln oder Mäusen aufgenommen werden, z. B. Bucheckern und Eicheln, fehlen dem Wald für seine natürliche Verjüngung. Mäuse können auch Wurzeln schädigen, Käfer oder Schmetterlingsraupen den Blättern, der Rinde oder gesamten Bäumen schwer zusetzen.
„Die Bäume reagieren mit Wachstumsstörungen oder sterben sogar ab, von Pilzen oder Insekten befallene Samen können ebenfalls absterben.“ Für die Förster beim Landesverband sei größtmögliche Aufmerksamkeit das wichtigste Mittel zur Schädlingsbekämpfung: „Frühzeitiges Erkennen und rasches Handeln verhindert vermeidbare Schäden am Waldbestand und ist eines der wichtigsten Grundsätze unserer Forstwirtschaft. Wir entnehmen Bäume, die von Käfern, Raupen oder Pilzen befallen sind, wenn nötig – und wenn Naturschutzaspekte nicht dagegen sprechen – rechtzeitig und konsequent, um Ansteckungen oder Massenvermehrungen zu verhindern.“
Wird in wildreichen Waldgebieten eine natürliche Laubholzverjüngung unter Nutzung der auf den Boden gefallen Samen angestrebt oder junge Laubbäume gepflanzt, kommen häufig Schutzzäune gegen Wild zum Einsatz. Zum Wildbestand merkt Helmers an: „Bei einem an den Wald zahlenmäßig angepassten, tragbaren Bestand an Rot-, Dam- bzw. Rehwild sind Verbiss- oder Fegeschäden kein Problem. Und Schwarzwild sehen Förster sehr gern im Wald, weil sie Schädlinge aufnehmen und den Waldboden dabei auflockern.“
Besondere Aufmerksamkeit widmet Helmers den Fichtenbeständen in seinem Revier, deren Anfälligkeit für den Borkenkäfer nach trockenen Perioden oder Sturm stark ansteigen kann: „Nach Schadereignissen durch starke Windböen oder massiven Insektenbefall, arbeiten wir die betroffenen Bäume schnellstmöglich auf. Die Käufer sind verpflichtet, das befallene Holz kurzfristig aus dem Wald abfahren, damit sich unter der Rinde befindliche Käfer oder ihre Larven nicht weiter vermehren können.“ Die Käfer fliegen ab ca. 18 Grad bevorzugt kranke, aber auch gesunde Bäume an, um sich unter der Rinde zu paaren und zu vermehren. Die aus den Eiern geschlüpften Larven ernähren sich durch Fraßgänge unter der Rinde und fliegen dann nach mehreren Wochen, je nach Wetterlage, als Jungkäfer los, um den Zyklus zu wiederholen.
„Diesen Zyklus müssen wir durchbrechen.“

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