Schusterrondell-1

Schusterrondell, Mauer / Foto: Lippisches Landesmuseum Detmold

Bei den seit dem 17. November 2015 laufenden archäologischen Untersuchungen im Bereich des Engelbert-Kaempfer-Denkmals in Lemgo wurden die Reste des Schusterrondells freigelegt.

„Nach derzeitigem Kenntnisstand handelt es sich bei dem Schusterrondell um einen klassischen Flankierungsbau der Frühen Neuzeit, ähnlich den Rondellen der Schlossbefestigung von Detmold oder der Sparrenburg bei Bielefeld“, erläutert der Archäologe Johannes Müller-Kissing.

Im Gegensatz zu anderen bekannten Rondellen wurde das Lemgoer Modell nicht als Steinbau mit Innenräumen, sondern als Erdwerk errichtet, bei dem die Artillerie nur auf der Oberfläche – hinter einer Brustwehr – aufgestellt war. Zur Stabilisierung besaßen der Rondellfuß und die anschließenden Wälle Böschungsmauern von etwa einem Meter Stärke, die auf Holzpfählen gegründet waren.

„Von hier aus sollten die Wallgräben der Lemgoer Stadtbefestigung im Falle eines Sturmangriffs unter Feuer genommen sowie das Vorfeld der Befestigung gesichert werden“, erklärt Grabungstechniker Roland Schaberich die Funktion des Rondells. Die archäologischen Untersuchungen konzentrieren sich auf die Böschungsmauer, während der Erdkörper des Rondells in den kommenden Wochen baubegleitend untersucht wird, um etwaige Funde (Keramik, Werkzeug, Waffen etc.) und Befunde (weitere Mauern) sichern zu können. Keramikfunde datieren das Rondell um das Jahr 1600, was auch durch zuvor dendrodatierte Baumstämme der Pfahlgründungen gestützt wird. Ein besonderer Befund lag im Kreuzungspunkt von Rondellmauer und Wallmauer. Hier konnte eine sich nach Innen weitende Öffnung freigelegt werden, bei der es sich vermutlich um eine Flankierungsscharte handeln wird. Weitere Untersuchungen sollen klären, worum es sich bei diesem bisher unbekannten Detail der Lemgoer Stadtbefestigung genau handelt.

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