Kein Einsatz des Herbizidwirkstoffs Glyphosat sowie von Neonikotinoiden auf Flächen der Alten Hansestadt Lemgo. Auf Flächen im Eigentum der Stadt Lemgo wird auf den Einsatz von Herbiziden/Insektiziden mit den Wirkstoffen Neonikotinoide sowie Glyphosat verzichtet. Entsprechende Klauseln sind in zukünftigen und zu verlängernden Pachtverträgen einzufügen. Im Rahmen von Beratungstätigkeiten wird auf die Nachteile dieser Substanzen hingewiesen. Es werden Informationsquellen zu herbizid- und insektizidfreier Flächenpflege vermittelt.

Begründung:

Die Stadt Lemgo wird mit diesem Beschluss gemäß dem Vorsorgeprinzip ihrer Mitverantwortung für den Gesundheitsschutz ihrer Bürgerinnen und Bürger und dem Schutz der Umwelt und nachhaltigem Ressourcenumgang gerecht und agiert damit auch als Vorbild für ihre Bürgerinnen und Bürger.

Dass und wie es geht, zeigen bereits andere „pestizidfreie Kommunen“ in Deutschland (z.B. der Kreis Paderborn, die Stadt Osnabrück, die Stadt Hannover und die Samtgemeinde Artland im Osnabrücker Land) siehe hier. Hintergrund: Mehr als 1 Million Menschen haben 2016/17 die Europäische Bürgerinitiative gegen Glyphosat unterschrieben, darunter überproportional viele Deutsche.

Trotzdem hat Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt Ende November 2017 im Alleingang die Zustimmung zu einer 5-jährigen Genehmigungserneuerung erteilt und damit eine EU-Mehrheit hergestellt. Kaum jemand rechnet derzeit mit einer weiteren Genehmigungserneuerung. Deshalb ist es jetzt an der Zeit, den Ausstieg einzuleiten.

Die Krebsforschungsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend beim Menschen“ eingestuft. Diese Einstufung bestätigt frühere Hinweise auf eine gesundheitsschädigende Wirkung siehe hier. Zudem sind glyphosathaltige Herbizide laut Umweltbundesamt entscheidend mitverantwortlich für den dramatischen Verlust an biologischer Vielfalt in der Agrarlandschaft.

Rückstände sind bei Menschen und Tieren sowie in Böden, Gewässern und zahlreichen Lebensmitteln nachweisbar. Neonikotinoide sind außergewöhnlich stark toxische Insektizide. Sie greifen bei Insekten in das zentrale Nervensystem ein. Nicht nur die sogenannten Schädlinge, sondern auch wichtige Insekten wie Bienen werden durch sie getötet oder geschädigt. Neonikotinoide schwächen das Immunsystem von Bienen, stören ihre Orientierung und beeinträchtigen die Fortpflanzung. Ein Rückgang von Fluginsekten bedeutet den Verlust unserer weit größten Ressource bei der Bestäubung von Nutzpflanzen.

gez.
Ralf Kersting
Dr. Burkhard Pohl

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